Was ist das Castillo Morales® Konzept?
Das Castillo Morales® Konzept ist ein umfassendes, neurophysiologisch orientiertes Therapiekonzept für Kinder und Erwachsene mit kommunikativen sensomotorischen und orofazialen Störungen und wird in der Ergotherapie angewandt. Das Konzept beinhaltet die Förderung der sensorischen und motorischen Fähigkeiten (neuromotorische Entwicklugstherapie) und die Förderung der orofazialen Funktionen wie Saugen, Schlucken, Kauen (Orofaziale Regulationstherapie).
Wer war Castillo Morales®?
Entwickelt wurde dieses Konzept von Dr. Rodolfo Castillo Morales (*1941; †2011), geboren und aufgewachsen in Argentinien, Mediziner und Rehabilitationsarzt. Dr. Castillo Morales war Leiter des Rehabilitationszentrums „Centro Medelo de Reeducacion Rayo de Sol“ in Cordoba/Argentinien. Die Wurzeln seines Konzeptes liegen in Lateinamerika. Dr. Castillo Morales beschäftigte sich intensiv mit der Anthropologie Lateinamerikas und ließ seine Erfahrungen mit der Lebensweise der Ureinwohner grundlegend in sein Therapiekonzept einfließen. Alle Menschen, die Rodolof Castillo Morales erlebt haben – beruflich und privat – waren beeindruckt von seiner Gabe, seine gesamte Konzentration und Aufmerksamkeit einem Patienten zu widmen, seinem großen Vertrauen in sein Gegenüber und der besonderen Fähigkeit zur Beobachtung, die er schon sehr früh erlernt hat. Seit 1979 findet die Vermittlung seines Konzeptes in Deutschland, Europa und Lateinamerika statt.
Behandlungsansätze nach Castillo Morales® in der Ergotherapie
Die Behandlung der teils schwerstbehinderten Patienten basiert auf dem Respekt vor dem Gegenüber, dem Zutrauen in ihre Fähigkeiten und in der Unterstützung ihrer Stärken. Sie berücksichtigt schwerpunktmäßig die Bedürfnisse des Alltags. Die Verbesserung der Körperhaltung, der aktiven Aufrichtung und Bewegung unter spezifischer Einbeziehung der Sinneswahrnehmung sind wichtige Ziele der Behandlung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Beeinflussung des orofazialen Komplexes zur Verbesserung des Saugens, Schluckens, der Speichelkontrolle, des Kauens, Mimik, Artikulation der Nahrungsaufnahme, der Kommunikation (wie z.B. der Sprach/Sprechentwicklung) und zur begleitenden Unterstützung der kieferorthopädischen und zahnärztlichen Maßnahmen.
Wer wird in der Ergotherapie nach dem Castillo Morales® Konzept behandelt?
Frühgeborene, Säuglinge, Kinder und Erwachsene mit
- Muskelhypotonie z.B. bei Down-Syndrom, Prader-Willi- Syndrom oder anderen Syndromen
- orofazialen Störungen z.B. bei neurologischen Erkrankungen, Fazialisparesen, Moebius-Syndrom, Pierre-Robin-Sequenz oder Lippen-Kiefer-Gaumenspalten
- zentralmotorischen Störungen und Mehrfachbehinderung z.B. bei Zerebralparese oder Z.n. Schädel-Hirn-Trauma
- peripheren Paresen z.B. Plexusparesen oder Myelomeningozelen
- neuromuskulären Erkrankungen
Eine enge Zusammenarbeit mit den Eltern bzw. Bezugspersonen ist sowohl bei der Diagnostik als auch in der Therapie nach Castillo Morales® von grundlegender Bedeutung.